Veröffentlicht am März 12, 2024

Das Geheimnis gegen trockene Haut liegt nicht in einer einzelnen Creme, sondern in einer strategischen Zwei-Phasen-Architektur: Zuerst Wasser binden, dann versiegeln.

  • Feuchtigkeitsspendende Wirkstoffe (Humectants) wie Hyaluron ziehen Wasser in die Haut.
  • Versiegelnde Wirkstoffe (Okklusive) wie Ceramide verhindern, dass dieses Wasser wieder verdunstet.

Empfehlung: Bauen Sie Ihre Routine wie ein „Feuchtigkeits-Sandwich“ auf, indem Sie Seren auf die feuchte Haut auftragen und anschließend mit einer lipidreichen Creme die Barriere schließen.

Das Gefühl ist nur allzu bekannt: Sie reinigen Ihr Gesicht, tragen sorgfältig eine Feuchtigkeitscreme auf, doch schon kurze Zeit später spannt die Haut wieder, wirkt fahl und zeigt feine Trockenheitslinien. Sie haben das Gefühl, in einem endlosen Kreislauf gefangen zu sein, in dem kein Produkt wirklich Linderung verschafft. Viele greifen dann zu noch reichhaltigeren Cremes, in der Hoffnung, den Durst der Haut endlich zu stillen. Man hört Ratschläge wie „mehr trinken“ oder „Hyaluronsäure verwenden“, die zwar gut gemeint, aber oft unvollständig sind. Diese Ansätze behandeln meist nur ein Symptom, nicht die eigentliche Ursache des Problems.

Die Wahrheit ist, dass die meisten herkömmlichen Methoden einen entscheidenden Aspekt übersehen. Doch was, wenn die wahre Lösung nicht darin besteht, einfach nur mehr Feuchtigkeit aufzutragen, sondern darin, die Feuchtigkeit strategisch in der Haut zu halten? Die Wissenschaft der Hautpflege zeigt uns, dass eine nachhaltig hydratisierte Haut das Ergebnis einer intelligenten Zwei-Phasen-Architektur ist: dem aktiven Befeuchten und dem konsequenten Versiegeln. Es geht nicht um ein Wundermittel, sondern um das Verständnis der Hautbarriere und die richtige Kombination von Wirkstoffen.

Dieser Artikel führt Sie durch einen wissenschaftlich fundierten Plan, um diesen Kreislauf zu durchbrechen. Wir entschlüsseln, warum Ihre bisherige Routine möglicherweise scheitert, stellen Ihnen die effektivsten Wirkstoffe vor und zeigen Ihnen praxiserprobte Techniken, um die Feuchtigkeit dort zu binden, wo sie hingehört. So bauen Sie nicht nur kurzfristig Symptome ab, sondern stärken Ihre Hautbarriere langfristig für einen gesunden, strahlenden Teint.

Um die Ursachen trockener Haut systematisch zu verstehen und eine wirksame Gegenstrategie zu entwickeln, haben wir diesen Leitfaden in logische Schritte unterteilt. Der folgende Inhalt führt Sie von der richtigen Diagnose über die Auswahl der Wirkstoffe bis hin zu einem langfristigen Pflegeplan.

Trocken oder dehydriert? Warum Sie das Problem Ihrer Haut falsch behandeln könnten

Bevor wir in die Lösungsstrategien eintauchen, ist eine präzise Diagnose entscheidend. Viele Menschen verwenden die Begriffe „trocken“ und „dehydriert“ synonym, doch aus dermatologischer Sicht beschreiben sie zwei unterschiedliche Zustände, die verschiedene Ansätze erfordern. Trockene Haut ist ein Hauttyp, dem es genetisch und dauerhaft an Lipiden (Fetten) mangelt. Diese Lipide sind essenziell für eine intakte Hautbarriere, die Feuchtigkeit in der Haut hält. Ohne sie fühlt sich die Haut rau, schuppig und oft chronisch angespannt an. Dehydrierte Haut hingegen ist ein vorübergehender Zustand, bei dem es der Haut an Wasser fehlt. Dies kann jeden Hauttyp betreffen, auch fettige Haut. Sie äußert sich oft durch feine Linien, ein fahles Aussehen und ein Spannungsgefühl, obwohl die Haut vielleicht sogar glänzt.

Die falsche Behandlung kann das Problem verschlimmern. Eine fettige, aber dehydrierte Haut mit einer schweren, lipidreichen Creme zu behandeln, kann zu Unreinheiten führen, ohne den Wassermangel zu beheben. Umgekehrt wird eine wirklich trockene Haut von einem leichten Feuchtigkeitsserum allein nicht profitieren, da die zugeführte Feuchtigkeit ohne eine schützende Lipidschicht sofort wieder verdunstet. Um Ihren Hautzustand selbst einzuschätzen, können Sie einen einfachen Test durchführen: Waschen Sie Ihr Gesicht mit einem milden Reiniger und warten Sie 30 Minuten, ohne Produkte aufzutragen. Wenn Ihre Haut stark spannt und sich rau anfühlt, neigen Sie wahrscheinlich zu trockener Haut. Fühlt sie sich zwar gespannt, aber ansonsten normal oder sogar ölig an, ist Dehydrierung das wahrscheinlichere Problem.

Feuchtigkeitscreme wirkt nicht? Der entscheidende Unterschied zwischen Hydratisieren und Versiegeln

Wenn Ihre Haut trotz regelmäßigen Eincremens spannt, liegt das Problem oft nicht am Produkt, sondern an der Strategie. Sie sind damit nicht allein; laut einer aktuellen dermatologischen Studie leiden fast ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland unter trockener Haut. Die häufigste Fehleinschätzung ist die Annahme, dass eine Creme der Haut „Feuchtigkeit gibt“. In Wahrheit ist die effektivste Hautpflege eine zweistufige Hydratations-Architektur: Zuerst wird Wasser in die Haut geschleust, und dann wird es dort eingeschlossen.

Phase 1: Hydratisieren (Befeuchten). Hier kommen Wirkstoffe ins Spiel, die als „Humectants“ oder Feuchthaltemittel bekannt sind. Sie wirken wie kleine Magnete, die Wassermoleküle aus der Umgebung oder tieferen Hautschichten anziehen und in der obersten Hautschicht, der Hornschicht, binden. Zu den bekanntesten Vertretern gehören Hyaluronsäure, Glycerin und Urea. Das alleinige Auftragen dieser Stoffe ist jedoch nur die halbe Miete.

Phase 2: Versiegeln (Okklusion). Ohne eine schützende Schicht verdunstet das frisch gebundene Wasser schnell wieder – ein Prozess, der als transepidermaler Wasserverlust (TEWL) bekannt ist. Hier setzen okklusive Wirkstoffe an. Sie bilden einen schützenden Film auf der Haut, der den TEWL minimiert. Dazu zählen Lipide wie Ceramide, aber auch reichhaltigere Substanzen wie Sheabutter oder Vaseline. Eine gute Feuchtigkeitspflege kombiniert idealerweise beide Wirkstoffgruppen. Wenn Ihre Creme jedoch nicht ausreicht, liegt das oft daran, dass entweder die hydratisierende Vorarbeit fehlt oder die versiegelnde Komponente zu schwach ist, um die Feuchtigkeit effektiv einzuschließen.

Hyaluron ist nicht gleich Hyaluron: Welcher Feuchtigkeits-Wirkstoff Ihre Haut wirklich durchdringt

Nachdem wir das Prinzip der Hydratation verstanden haben, werfen wir einen genaueren Blick auf die Stars dieser Phase: die Feuchthaltemittel. Hyaluronsäure ist hierbei der bekannteste Name, doch ihre Wirksamkeit hängt entscheidend von einer oft übersehenen Eigenschaft ab: dem Molekulargewicht. Hochmolekulare Hyaluronsäure hat große Moleküle, die auf der Hautoberfläche verbleiben. Dort bilden sie einen feuchtigkeitsbindenden Film und sorgen für einen sofortigen, aber oberflächlichen Aufpolsterungseffekt. Niedermolekulare Hyaluronsäure hingegen besteht aus kleineren Molekülen, die tiefer in die Hornschicht eindringen und dort für eine nachhaltigere Durchfeuchtung sorgen können. Eine gute Formulierung enthält oft verschiedene Molekülgrößen, um auf mehreren Ebenen zu wirken.

Symbolische Darstellung verschiedener Hyaluronsäure-Moleküle in unterschiedlichen Hautschichten

Doch Hyaluron ist nicht der einzige Held. Andere Wirkstoffe bieten spezifische Vorteile, die je nach Hautzustand sogar überlegen sein können. Glycerin ist ein bewährter, kostengünstiger Feuchtigkeitsbinder, der in vielen Formulierungen die Basis bildet. Urea (Harnstoff) ist besonders effektiv, da er nicht nur Wasser bindet, sondern in höheren Konzentrationen auch keratolytisch wirkt, also beim Ablösen überschüssiger Hautschüppchen hilft – ideal für sehr raue und schuppige Hautpartien. Ceramide sind wiederum körpereigene Lipide, die ein wesentlicher Bestandteil der Hautbarriere sind und diese direkt stärken. Der folgende Vergleich zeigt die Stärken der wichtigsten Wirkstoffe.

Die Auswahl des passenden Wirkstoffs ist entscheidend für eine zielgerichtete Pflege, wie diese vergleichende Analyse von Feuchtigkeitswirkstoffen zeigt.

Vergleich potenter Feuchtigkeitswirkstoffe
Wirkstoff Wirkungsweise Besonders geeignet für
Hyaluronsäure Kann bis zu 6 Liter Wasser pro Gramm binden Alle Hauttypen, besonders reife Haut
Urea (Harnstoff) Bindet Wasser und fördert zudem auch das Ablösen überschüssiger Hautzellen Sehr trockene Haut, besonders an Ellenbogen und Füßen
Ceramide Erhöhen den Lipid-Gehalt der Haut und stärken die Barrierefunktion Geschädigte Hautbarriere, Neurodermitis
Panthenol Fördert die Regenerationsfähigkeit der Haut, wirkt Feuchtigkeitsverlust entgegen Gereizte, entzündliche Haut

Das Feuchtigkeits-Sandwich: Eine simple Technik, die die Wirkung Ihrer Hautpflege verdoppelt

Die besten Wirkstoffe nützen wenig, wenn sie nicht optimal angewendet werden. Hier kommt eine einfache, aber hochwirksame Methode ins Spiel: das Feuchtigkeits-Sandwich. Diese Technik maximiert die Hydratation, indem sie das Prinzip „Hydratisieren, dann Versiegeln“ perfekt in die Praxis umsetzt. Die Grundidee ist, Feuchthaltemittel (wie Hyaluronseren) auf die noch leicht feuchte Haut aufzutragen und sie anschließend sofort mit einer okklusiven Creme einzuschließen.

Warum ist das so effektiv? Wasser fungiert als Transportmittel für viele Wirkstoffe und verbessert deren Penetration. Wenn Sie ein Serum auf die noch feuchte Haut nach der Reinigung oder nach dem Besprühen mit einem Gesichtswasser (Toner) auftragen, kann die Haut die wasserliebenden Inhaltsstoffe besser aufnehmen. Die unmittelbar folgende Schicht einer lipidhaltigen Creme wirkt dann wie ein Deckel: Sie schließt nicht nur die Wirkstoffe des Serums ein, sondern auch die zusätzliche Feuchtigkeit des Wassers. Dies verhindert den transepidermalen Wasserverlust (TEWL) weitaus effektiver, als wenn Produkte auf trockener Haut angewendet werden. Diese Technik ist besonders wirksam am Abend, da die Haut über Nacht Zeit hat, sich zu regenerieren und die zugeführte Feuchtigkeit intensiv zu nutzen.

Ihr Plan für die Feuchtigkeits-Sandwich-Technik

  1. Sanfte Reinigung: Reinigen Sie Ihr Gesicht mit einem milden, pH-neutralen Produkt ohne Alkohol und trocknen Sie es nur sanft ab, sodass es noch leicht feucht ist.
  2. Hydratationsschicht (Humectant): Tragen Sie sofort Ihr feuchtigkeitsspendendes Serum (z. B. mit Hyaluronsäure oder Glycerin) auf die noch feuchte Haut auf.
  3. Versiegelungsschicht (Okklusiv): Warten Sie nicht, bis das Serum eingezogen ist, sondern tragen Sie direkt im Anschluss Ihre reichhaltigere Pflegecreme mit Lipiden wie Ceramiden oder Sheabutter auf, um alles einzuschließen.
  4. Konsistenz ist der Schlüssel: Wenden Sie diese Technik mindestens einmal täglich, vorzugsweise abends, an. Bei sehr trockener Haut kann sie auch morgens sinnvoll sein.
  5. Sonnenschutz am Tag: Schließen Sie Ihre morgendliche Routine immer mit einem Breitband-Sonnenschutz ab, da UV-Strahlung die Hautbarriere zusätzlich schwächt.

Der unsichtbare Feuchtigkeitsräuber: Wie Ihre täglichen Gewohnheiten Ihre Haut austrocknen

Eine perfekte Pflegeroutine kann durch äußere Faktoren und Lebensgewohnheiten sabotiert werden. Diese „Feuchtigkeitsräuber“ greifen die Hautbarriere kontinuierlich an und erhöhen den transepidermalen Wasserverlust. Einer der größten Faktoren ist die Umwelt: Trockene Heizungsluft im Winter oder klimatisierte Räume im Sommer entziehen der Haut permanent Feuchtigkeit. Auch zu heißes und langes Duschen oder Baden kann die natürlichen Lipide aus der Haut spülen und die Barriere schwächen.

Ein weiterer, oft unterschätzter Faktor ist das Alter. Mit zunehmendem Alter nimmt die natürliche Produktion von Hyaluronsäure und Lipiden in der Haut ab, was sie anfälliger für Trockenheit macht. Eine Untersuchung zeigt, dass 55,6 % der Menschen mit einem mittleren Alter von 75,1 Jahren unter Hauttrockenheit leiden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die Pflegeroutine im Laufe des Lebens anzupassen.

Schließlich spielt auch der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Chronischer Stress und Schlafmangel können die Funktion der Hautbarriere beeinträchtigen und Entzündungsprozesse fördern, die zu Feuchtigkeitsverlust führen. Wie die Hautpflege-Experten von LE PURE betonen, hat unser inneres Wohlbefinden direkte Auswirkungen auf unsere Haut:

Wenn wir in unserem täglichen Leben viel Stress erleben (ein Übermaß an arbeitsbezogenem und emotionalem Stress), können wir diese negativen Auswirkungen auch auf unserer Haut beobachten. Wenn wir auch tagsüber Pausen auslassen und/oder nicht ausreichend schlafen, kann die Haut darunter leiden, und Trockenheit kann eines der Symptome sein.

– LE PURE Hautpflege-Experten, LE PURE Ratgeber für trockene Haut

Auch eine unausgewogene Ernährung, zu wenig Wasseraufnahme und übermäßiger Konsum von Alkohol oder Koffein können den Feuchtigkeitshaushalt der Haut von innen heraus stören.

Protein oder Feuchtigkeit? Der Test, der Ihnen verrät, was Ihr Haar wirklich braucht

Obwohl der Titel ursprünglich auf Haare verweist, ist das zugrunde liegende Prinzip für die Haut von entscheidender Bedeutung: das Gleichgewicht zwischen Feuchtigkeit (Wasser) und Lipiden (Fett). Wie wir bereits gelernt haben, braucht die Haut beides. Aber woher wissen Sie, ob Ihre Haut gerade einen größeren Durst nach Wasser oder einen Hunger nach nährenden Ölen hat? Eine falsche Balance kann dazu führen, dass die Haut entweder trotz viel Feuchtigkeit spannt (Lipidmangel) oder trotz reichhaltiger Pflege fahl und dehydriert wirkt (Feuchtigkeitsmangel).

Ein einfacher „Patch-Test“ zu Hause kann Ihnen Aufschluss geben. Es geht darum, die Reaktion Ihrer Haut auf reine Feuchtigkeit im Vergleich zu reinen Lipiden zu beobachten. Indem Sie isoliert testen, was Ihrer Haut sofortige Linderung verschafft, können Sie Ihre Pflegeroutine viel gezielter anpassen. Statt blind Produkte zu schichten, lernen Sie, die Signale Ihrer Haut zu deuten und ihr genau das zu geben, was sie in diesem Moment benötigt. Dieser personalisierte Ansatz ist der Schlüssel, um aus einem reaktiven Pflegemodus in eine proaktive, bedürfnisorientierte Routine zu wechseln.

Ihr Audit-Plan: Testen Sie das Bedürfnis Ihrer Haut

  1. Vorbereitung: Wählen Sie zwei kleine, unauffällige Hautpartien an Ihrem Unterarm oder seitlich am Hals. Reinigen Sie diese Stellen und tupfen Sie sie trocken.
  2. Testfeld 1 (Feuchtigkeit): Tragen Sie auf die erste Stelle eine kleine Menge eines reinen Feuchtigkeitsprodukts auf, z. B. ein einfaches Hyaluronserum oder reines Aloe-Vera-Gel.
  3. Testfeld 2 (Lipide): Tragen Sie auf die zweite Stelle eine kleine Menge eines reinen Gesichtsöls auf, z. B. Squalan, Jojoba- oder Mandelöl.
  4. Beobachtung (nach 30 Minuten): Fühlt sich die mit Serum behandelte Stelle immer noch trocken an und spannt vielleicht sogar, während das Öl sofort eingezogen ist? Das deutet auf einen Lipidmangel hin. Ihre Hautbarriere ist zu schwach, um Feuchtigkeit zu halten.
  5. Beobachtung (Alternative): Fühlt sich die mit Öl behandelte Stelle fettig an und glänzt, während das Serum sofort „aufgesogen“ wurde und die Haut sich praller anfühlt? Das deutet auf einen primären Feuchtigkeitsmangel (Dehydrierung) hin.

Der Hydration-Boost: 3 Profi-Tricks für den ultimativen Glow bei sehr trockener Haut

Wenn die Basis-Routine steht, gibt es fortgeschrittene Techniken, um die Hydratation auf ein neues Level zu heben und der Haut einen besonderen Glow zu verleihen. Diese Tricks sind ideal für Tage, an denen die Haut besonders strapaziert ist, oder als regelmäßiger Booster in Ihrer Wochenroutine. Der Ansatz „weniger ist mehr“ kann auch hier zielführend sein, wie die Kölner Hautärztin Dr. Uta Schlossberger betont. Ihre eigene Routine für einen hektischen Alltag mit drei Kindern besteht aus wenigen, aber hochwirksamen Produkten wie einer Bodylotion mit Urea und einer leichten Tagespflege – der Fokus liegt auf Effizienz.

Nahaufnahme von glänzender, hydratisierter Haut mit Tautropfen

Für gezielte Intensivpflege haben sich jedoch drei Profi-Methoden bewährt:

  1. Intensivieren der Nachtpflege (Slugging): Diese Technik aus der K-Beauty-Welt ist ein Segen für extrem trockene oder strapazierte Haut. Nach Ihrer kompletten Abendroutine (inklusive Serum und Feuchtigkeitscreme) tragen Sie eine hauchdünne Schicht einer stark okklusiven Salbe, wie z. B. Vaseline oder eine Creme auf Petrolatum-Basis, auf das gesamte Gesicht auf. Diese Schicht wirkt wie ein Schutzschild, das den transepidermalen Wasserverlust über Nacht auf nahezu null reduziert und es der Haut ermöglicht, die darunter liegenden Pflegestoffe maximal zu verwerten.
  2. Der Masken-Boost: Nutzen Sie die Kraft von Feuchtigkeitsmasken strategisch. Anstatt sie nur auf die trockene Haut aufzutragen, integrieren Sie sie in Ihr „Feuchtigkeits-Sandwich“. Tragen Sie die Maske nach dem Serum, aber vor Ihrer abschließenden Creme auf. Besonders wirksam sind reichhaltige Crememasken, die über Nacht auf der Haut bleiben können, oder Tuchmasken, deren überschüssiges Serum Sie nach der Anwendung in die Haut einmassieren, bevor Sie alles mit Ihrer Nachtcreme versiegeln.
  3. Fluids und Essenzen als Zwischenschicht: Leichte, wässrige Fluids oder Essenzen sind perfekt, um zusätzliche Hydratationsschichten aufzubauen, ohne die Haut zu beschweren. Tragen Sie nach der Reinigung mehrere dünne Schichten eines solchen Produkts auf, bevor Sie mit dem Serum fortfahren. Jede Schicht versorgt die Haut mit einer Extraportion Feuchtigkeit und bereitet sie optimal auf die nachfolgende Pflege vor.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kampf gegen trockene Haut erfordert eine Zwei-Phasen-Strategie: zuerst hydratisierende Wirkstoffe (Humectants) anwenden, dann mit versiegelnden Wirkstoffen (Okklusiven) die Feuchtigkeit einschließen.
  • Die Wirksamkeit von Hyaluronsäure hängt von ihrem Molekulargewicht ab; eine Kombination verschiedener Größen ist ideal. Urea und Ceramide sind potente Alternativen für spezifische Bedürfnisse.
  • Die „Feuchtigkeits-Sandwich“-Technik – Serum auf feuchte Haut, gefolgt von einer Creme – maximiert die Wasserbindung in der Haut und minimiert den Feuchtigkeitsverlust (TEWL).

Die Festung wieder aufbauen: Ihr Notfall- und Langzeitplan für eine gesunde Hautbarriere

Alle bisher besprochenen Strategien – von der richtigen Diagnose über die Wirkstoffauswahl bis hin zu Anwendungstechniken – zielen auf ein übergeordnetes Ziel ab: die Wiederherstellung und Stärkung Ihrer Hautbarriere. Stellen Sie sich die Hautbarriere wie eine Ziegelsteinmauer vor: Die Hautzellen sind die Ziegel, und die Lipide (Fette wie Ceramide) sind der Mörtel, der alles zusammenhält. Ist dieser Mörtel brüchig oder lückenhaft, kann Feuchtigkeit ungehindert entweichen und äußere Reizstoffe können leichter eindringen. Dies führt nicht nur zu Trockenheit, sondern kann auch Rötungen, Empfindlichkeit und sogar Hauterkrankungen wie Neurodermitis begünstigen. Der Neurodermitisreport zeigt, dass in Deutschland rund jedes zehnte Kind unter 15 Jahren betroffen ist, was die Bedeutung einer intakten Barriere von klein auf verdeutlicht.

Ihr Notfallplan (3-7 Tage): Wenn Ihre Haut akut gestresst, gerötet und extrem trocken ist, reduzieren Sie Ihre Routine auf das absolute Minimum. Verwenden Sie nur einen extrem sanften Reiniger, ein beruhigendes Serum (z. B. mit Panthenol) und eine reichhaltige Barrierecreme mit Ceramiden. Verzichten Sie komplett auf Peelings, aktive Wirkstoffe wie Retinol oder Vitamin C und schützen Sie die Haut konsequent vor Sonne und extremen Temperaturen.

Ihr Langzeitplan: Sobald sich die Haut beruhigt hat, geht es darum, die wieder aufgebaute „Festung“ zu erhalten. Integrieren Sie die „Feuchtigkeits-Sandwich“-Technik in Ihre tägliche Abendroutine. Wählen Sie Produkte, die sowohl Feuchthaltemittel als auch barriereidentische Lipide enthalten. Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil, um die Haut von innen zu unterstützen, und schützen Sie sie täglich mit Sonnenschutz. Eine gesunde Hautbarriere ist kein Zustand, der einmal erreicht und dann vergessen wird; sie erfordert kontinuierliche Pflege und Aufmerksamkeit. Sie ist Ihre erste und wichtigste Verteidigungslinie für eine dauerhaft gesunde und strahlende Haut.

Indem Sie diese wissenschaftlich fundierten Prinzipien konsequent anwenden, können Sie den Kreislauf der trockenen Haut durchbrechen und die Kontrolle über das Wohlbefinden Ihrer Haut zurückgewinnen. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Pflegeroutine strategisch aufzubauen, um langfristige Ergebnisse zu erzielen.

Häufige Fragen zu trockener und dehydrierter Haut

Was ist der Unterschied zwischen trockener und dehydrierter Haut?

Im Unterschied zu dehydrierter Haut, der es an Feuchtigkeit mangelt, fehlen trockener Haut sowohl Feuchtigkeit als auch Lipide. Während dehydrierte Haut ein vorübergehender Zustand sein kann, der jeden Hauttyp betrifft, ist trockene Haut oft ein dauerhafter, genetisch bedingter Hauttyp.

Wie erkenne ich meinen Hauttyp zu Hause?

Der eigene kosmetische Hauttyp kann zu Hause einfach ermittelt werden, indem man das Gesicht mit lauwarmem Wasser wäscht und nach 30 Minuten den Hautzustand ohne aufgetragene Produkte begutachtet. Spannt die Haut stark, schuppt sie oder fühlt sich durchgehend rau an, haben Sie wahrscheinlich einen trockenen Hauttyp.

Wann sollte ich zum Hautarzt gehen?

Sie sollten eine Dermatologin oder einen Dermatologen aufsuchen, wenn die trockene Haut trotz konsequenter und angepasster Pflege nicht besser wird, starker Juckreiz auftritt oder schmerzhafte Risse entstehen. Auch bei Anzeichen einer Entzündung, wie anhaltenden Rötungen oder Schwellungen, ist eine ärztliche Beratung unerlässlich.

Geschrieben von Jonas Brandt, Jonas Brandt ist ein seit 10 Jahren in Berlin tätiger Personal Stylist und Mode-Redakteur, spezialisiert auf moderne Herrengarderobe. Seine Stärke liegt darin, zeitlose Eleganz mit urbaner Lässigkeit zu verbinden.